Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass es für Bibliotheken und Forschungseinrichtungen entscheidend ist, mit anpassungsfähigen und flexiblen Anbietern, Lieferanten und Dienstleistern zusammenzuarbeiten, die während einer unvorhergesehenen Krise flexible Tools und Prozesse anbieten. Es ist sehr wichtig, dass Lieferanten finanziell stabil und zuverlässig sind und veränderte Marktbedingungen schnell einschätzen und ihren Betrieb entsprechend anpassen können. Darüber hinaus müssen Lieferanten und Zeitschriftenagenturen über die entsprechenden Ressourcen verfügen, um fortlaufend in die Optimierung von Technologien und Services für Kunden und Verlagspartner zu investieren.
Die finanzielle Situation eines Unternehmens ist ein wichtiger Aspekt bei der Wahl eines neuen Lieferanten. Um das potenzielle finanzielle Risiko eines bestimmten Unternehmens zu beurteilen, ist es wichtig, eine sorgfältige finanzielle Prüfung vorzunehmen. Dies gilt sowohl für bestehende Lieferanten als auch für potenzielle neue Dienstleister. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie mehr über Strategien, die während des Evaluationsprozesses nützlich sein können.
Fragen Sie Ihren Lieferanten nach einer Kopie des testierten Jahresabschlusses mit dem Bestätigungsvermerk des Wirtschaftsprüfers (auch von der Gesamtgruppe)
Aktuelle testierte Jahresabschlüsse (JA) geben einen guten Überblick über die finanzielle Situation eines Unternehmens. Nicht öffentliche Unternehmen sollten bereit sein, Kunden testierte Jahresabschlüsse gegen Unterzeichnung einer Geheimhaltungsvereinbarung zur Verfügung zu stellen. Der Jahresabschluss liefert Informationen, die Kunden bei der Bewertung der Finanzlage eines Lieferanten helfen. Kunden erhalten Einsicht in Schlüsselindikatoren wie Umsatzentwicklung, Gewinn und Gewinnentwicklung, Schulden und Nettovermögen und können darüber hinaus die finanzielle Leistungsfähigkeit des Lieferanten auch in Bezug auf Kunden beurteilen. Ein Kunde kann beispielsweise feststellen, ob das Nettovermögen eines Lieferanten (Eigenkapital) unter dem Vertragswert mit dem Kunden liegt. Dies hilft bei der Beurteilung des relativen Risikos bei einer Zusammenarbeit mit dem Lieferanten.
Fokussieren Sie sich auf die wichtigsten Finanzkennzahlen Ihres Lieferanten und der Gesamtgruppe
Finanzielle Fremdkapitalkennzahlen messen die Fähigkeit eines Unternehmens, finanzielle Verpflichtungen sowohl kurz- als auch langfristig zu erfüllen. Zum Beispiel misst der aktuelle Liquiditätskoeffizient (current ratio) die kurzfristigen Vermögenswerte eines Unternehmens gegenüber seinen kurzfristigen Verbindlichkeiten. Diese Kennzahl konzentriert sich auf kurzfristige Laufzeiten (innerhalb eines Jahres). Weiterhin gilt es, die Fremdkapitalkennzahlen im Hinblick auf die langfristige Verschuldung eines Unternehmens im Vergleich zur Fähigkeit der Schuldentilgung zu betrachten. Kennzahlen wie Schulden zu Eigenkapital und Schulden zum Nettovermögen sind wesentliche Mittel, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, ob der Lieferant möglicherweise „überschuldet“ ist, was in der Zukunft zu finanziellen Problemen führen könnte.
Konsultieren Sie kommerzielle Ratingfirmen wie Dun & Bradstreet (D & B)
Stellen Sie sich das Rating von D & B als kodierten Leitfaden vor, der eine Risikoeinstufung bei Geschäftstätigkeiten mit einem bestimmten Unternehmen vornimmt. Das D & B Rating besteht aus zwei Komponenten: dem Finanzkraft-Indikator (Financial Strength Indicator) und dem Zustandskode (Condition Code) oder Risiko-Indikator (Risk Indicator). Der Finanzkraft-Indikator errechnet sich mithilfe des Nettovermögens oder des gezeichneten Kapitals eines Unternehmens. Liegen beide Zahlen vor, wird stets das Nettovermögen zur Berechnung der Finanzkraft herangezogen. Bei der Berechnung des Zustandskodes oder Risiko-Indikators werden wichtige Elemente im Geschäftsbericht (Business Information Report) berücksichtigt, anhand derer die Wahrscheinlichkeit eines Unternehmenskonkurses prognostiziert wird. D & B ist eine zuverlässige Quelle; über 90 Prozent der „Bloomberg Business Week Global 1000“ vertrauen bei geschäftliche Entscheidungen auf D & B.