Drei Grundprinzipien für eine effektive Innovationsführung

Vor Kurzem hat Dr. David Weiss, Beitragender zu Accel5, ein Online-Webinar zum Thema „Leading Innovation“ für ein virtuelles Publikum auf der ganzen Welt gehalten. Sein Fokus in diesem Webinar lag auf praktischen Erkenntnissen darüber, wie Führungskräfte mit unterschiedlichen Teams zusammenarbeiten können, um wichtige Einblicke und Erkenntnisse zu gewinnen und innovative Lösungen für komplexe Situationen zu finden. Dieser Artikel fasst seine Antwort auf die Frage zusammen: „Was sind die wichtigsten Grundprinzipien, um Innovation voranzutreiben?“

1. Grundprinzip: Gewinnen Sie Einblicke in komplexe Situationen.

Viele Führungskräfte versäumen es, komplexe von komplizierten Situationen zu differenzieren. Komplexe Situationen sind gekennzeichnet durch Ungewissheit über zukünftige Richtungen und ein hohes Maß an Mehrdeutigkeit aufgrund der vielen verschiedenen Interessen aller Beteiligten. Komplexe Situationen können sich verändern. Wenn sich Führungskräfte mit komplexen Systemen auseinandersetzen, sind die Rückmeldungen häufig indirekt, erfolgen verzögert und sind darüber hinaus womöglich verzerrt. Im Gegensatz dazu zeichnen sich komplizierte Situationen durch wiederholbare Prozesse aus, für die eingehende Recherche oder Forschung oft die besten Optionen oder die besten Praktiken aufzeigen können. Viele Führungskräfte leiten Problemlösungen für komplizierte Sachverhalte sehr effektiv, indem sie sich auf Fachwissen, schlussfolgernde Argumentation und Führungsautorität verlassen. Diese bewährten Methoden können jedoch zu kostspieligen Fehlern und suboptimalen Ergebnissen führen, wenn sie auf komplexe Situationen angewendet werden, da sie die verborgenen, mehrdeutigen Zusammenhänge häufig nicht aufdecken und daher nicht berücksichtigen. Komplexität erfordert eine völlig andere Herangehensweise und genau hier zeichnen sich innovative Prozesse und „Design Thinking“ aus. Da die meisten Probleme typischerweise sowohl komplexe als auch komplizierte Merkmale aufweisen, ist es wichtig, das Problem in diese beiden Bereiche zu zerlegen. Betrachten Sie eingehend, was an dem Problem kompliziert ist, und nehmen Sie sich anschließend den komplexen Teil vor, um wichtige und tiefgreifende Einblicke in das Problem zu erhalten und innovative Lösungen zu finden.

2. Grundprinzip: Definieren Sie präzise Grenzen und nutzen Sie die Stärken und Perspektiven unterschiedlicher Teammitglieder.

Für Innovationen müssen Grenzen genau definiert werden. Wenn keine genauen Grenzen vorhanden sind, müssen Führungskräfte raten, wo diese liegen. Grenzen gibt es immer, aber es gibt Fälle, in denen Führungskräfte sie nicht kommunizieren möchten – vielleicht aus dem falschen Glauben heraus, dass sämtliche Grenzen innovative Lösungen einschränken würden. Führungskräfte müssen die Grenzen genau artikulieren. Innerhalb dieser genau vorgegebenen Grenzen kann der Innovationsleiter dann unbegrenzt kreativ werden. Um den Prozess der Generierung wichtiger Einblicke und innovativer Lösungen zu unterstützen, wird Führungskräften empfohlen, mit einem Team zusammenzuarbeiten, das über unterschiedliche Erfahrungen, Perspektiven und Einsichten verfügt. Wenn das Team verschiedene Perspektiven einbezieht, helfen die unterschiedlichen Standpunkte, einen tieferen Einblick in ein Problem zu gewinnen und das eigentliche Problem aufzuzeigen. Außerdem ist die Kombination der Ideen verschiedener Teammitglieder sehr nützlich, um alternative Lösungen zu entdecken und die bestmöglichen Empfehlungen zu generieren.

3. Grundprinzip: Entwickeln Sie Führungspersönlichkeiten für die Innovation.

Viele Organisationen konzentrieren sich auf die Entwicklung der Fähigkeit ihrer Führungskräfte zu innovativem Denken als ein Weg, um innovative Lösungen zu finden. Die meisten Führungskräfte haben jedoch ihr ganzes Leben damit verbracht, ihren eigenen Denkansatz zu entwickeln. Daher werden Schulungen allein ihre Fähigkeit, innovativer zu sein, nicht verändern. Vielleicht lernen sie einige neue Techniken, aber im Stress der realen Arbeitssituationen ist es wahrscheinlich, dass sie wieder zu ihrer „normalen“ Denkweise zurückkehren, die ihnen bis dahin Erfolg beschert hat.

Der alternative Ansatz besteht darin, die Entwicklung darauf zu konzentrieren, wie Führungskräfte zu Innovationsführern werden können. Das bedeutet, dass Führungskräfte die innovativen Fähigkeiten verschiedener Teammitglieder hervorheben sollten, anstatt zu versuchen, zu führen, indem sie selbst die innovativste Person im Team sind. Sie müssen eine Umgebung des Vertrauens und der Zusammenarbeit schaffen, die es allen Teammitgliedern ermöglicht, Einblicke in Probleme zu gewinnen und innovative Lösungen zu entdecken. Führungskräfte können erlernen, wie man zu einem Innovationsführer wird. Das soll nicht heißen, dass innovative Führungskräfte, die viele innovative Ideen hervorbringen, für Organisationen unwichtig sind. Das Gegenteil ist der Fall. Sie sind großartige Ressourcen; es ist jedoch kein nachhaltiges Modell. Wenn diese Personen die Organisation verlassen, ist es nicht einfach, sie zu ersetzen. Wenn diese Führungskräfte in Teams arbeiten, dominieren sie außerdem oft die Diskussionen mit ihren innovativen Ideen, was die Fähigkeit anderer einschränkt, ihre Erkenntnisse einzubringen und neue innovative Lösungen für herausfordernde Probleme zu entdecken. Innovationsführer regen eine Kultur des Fragenstellens an, um sicherzustellen, dass zurückhaltende Teammitglieder gehört, unausgesprochene Annahmen aufgedeckt und verborgende Anliegen bzw. Bedenken identifiziert werden. Sie nutzen darüber hinaus die unterschiedlichen Perspektiven in einem Team, um implizite Annahmen und konträre Standpunkte aufzuzeigen. Sie erleichtern so das Finden innovativer Lösungen, indem sie die verschiedenen Perspektiven integrieren und die Wahrscheinlichkeiten der Ergebnisse bewerten. Anschließend wiederholen sie den Prozess und passen ihre Lösungen an, wenn neue Erkenntnisse hinzukommen.

Viele Ansätze haben Organisationen zu schnellen Lösungen getrieben, in der Hoffnung, dass diese ihre Probleme umgehend beheben können. Nachhaltige Innovation baut jedoch auf drei Grundprinzipien auf, die effektiv entwickelt und ausgebaut werden können. Sie unterstützen die Organisationen letztendlich dabei, eine Kultur zu entwickeln, die wahre Innovation ermöglicht.

Dr. David Weiss ist President und CEO der Weiss International Ltd. mit Sitz in Toronto - einem Unternehmen, das sich auf Innovation, Leadership und HR-Beratung für Fortune-500-Unternehmen, soziale Unternehmen und Organisationen des öffentlichen Sektors spezialisiert hat. Dr. Weiss ist ein renommierter Vordenker und Berater im Bereich Innovation, Autor von sieben Büchern und Gastdozent für Executive-Programme an Universitäten weltweit. Erfahren Sie mehr über Herrn Dr. Weiss unter http://www.weissinternational.ca/.