Die Verwaltung von E-Book-Kollektionen kann eine Herausforderung darstellen. Wissenschaftliche Bibliotheken sind mit ständig wachsenden Beständen, steigenden Kosten und komplexen Nutzeranforderungen konfrontiert – und das bei begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen. Die nachfragegesteuerte Erwerbung (Demand-Driven Acquisition; DDA) ist eine Strategie für die Bestandsentwicklung, die Bibliotheken hilft, die Kosten zu kontrollieren und die Effizienz zu verbessern, indem die Erwerbung auf die tatsächliche Nutzung gestützt wird.
Was ist ein DDA-Programm?
DDA ist ein Beschaffungsmodell, das es Bibliotheken ermöglicht, ihren Nutzer:innen Zugang zu einer breiten Palette von E-Books zu ermöglichen, ohne diese im Voraus erwerben zu müssen. Mit einem DDA-Programm stellen Bibliotheken ihren Nutzer:innen eine große Anzahl von E-Books, in der Regel von verschiedenen Verlagen, zur Verfügung. Die Bibliothek erwirbt einen Titel jedoch nur dann, wenn bestimmte „Auslöser“ (sogenannte „Trigger“) eintreten, z. B. wenn ein:e Nutzer:in das Buch mehrfach ansieht oder herunterlädt. Mit diesem Modell können Bibliotheken die Bedürfnisse ihrer Nutzer:innen erfüllen, indem sie eine große Auswahl an Titeln anbieten, ohne ihr Budget fest zu binden, bis die Nachfrage nachweislich vorhanden ist. Diese Methode ist besonders in der heutigen Zeit von Vorteil, in der Bibliotheken oft schwierige Entscheidungen darüber treffen müssen, welche Materialien sie mit ihren begrenzten Mitteln anschaffen sollen.
Beispiele für DDA-Programme in der Praxis
Um mehr darüber zu erfahren, was DDA-Programme für Bibliotheken in der Praxis bedeuten, haben wir mit zwei Bibliothekarinnen gesprochen: Laura Vogler vom Wabash College und Rebecca Egbert von der Baylor Health Sciences Library. Ihre Erfahrungen zeigen die praktischen Vorteile und die Nutzerfreundlichkeit eines DDA-Programms über GOBI.
Baylor Health Sciences Library – Rebecca Egbert
Die Baylor Health Sciences Library mit Sitz in Dallas (Texas, USA) unterstützt die medizinische Ausbildung, Forschung und Patientenversorgung, indem sie dem Baylor University Medical Center und dem Texas A&M College of Dentistry wichtige Ressourcen zur Verfügung stellt.
Rebecca Egbert, eine erfahrene Bibliothekarin, arbeitet seit 2012 in der Baylor Health Sciences Library. Mit 13 Krankenhäusern und einer großen Anzahl von Studierenden, die ihre Services in Anspruch nehmen, und nur sieben Mitarbeitenden, die ein komplexes Bibliothekssystem verwalten, haben Rebecca und ihr Team alle Hände voll zu tun. Ein DDA-Programm hat es der Bibliothek ermöglicht, Zugang zu einem breiten Spektrum an medizinischen und zahnmedizinischen Ressourcen zu ermöglichen, ohne dass jeder Titel im Voraus gekauft werden musste. „Unser DDA-Programm via GOBI ist ein unverzichtbares Instrument für uns“, sagt Rebecca.
Mit begrenzter administrativer Unterstützung ist die effiziente Verwaltung von Budgets und Erwerbungen für Rebecca von entscheidender Bedeutung. Mit dem DDA-Programm ist es einfacher geworden, die Kosten zu kontrollieren und gleichzeitig den Nutzer:innen einen nahtlosen Zugang zu den von ihnen benötigten Ressourcen zu ermöglichen. Sie sagt: „Unsere Nutzer:innen merken nicht einmal, dass ein Titel noch nicht gekauft wurde. Das ist das Schöne an DDA – es ist für die Nutzer:innen unsichtbar und sorgt dafür, dass wir nur die Materialien final erwerben, die tatsächlich nachgefragt und benötigt werden.“
Das DDA-Programm der Baylor Health Sciences Library läuft seit 2015 über GOBI und soll nun auf eine Partnerbibliothek in Temple (Texas) ausgeweitet werden. Rebecca sagt: „Das wird interessant für uns, denn in Temple gibt es ein Kinderkrankenhaus und andere Bereiche, deren Anforderungen sich von unserem derzeitigen Bedarf unterscheiden. Wir sind gespannt, wie sich unsere Themen und Titel verändern werden, wenn wir die DDA-Sammlung für dieses breitere Publikum erweitern.“
Lesen Sie in dieser Fallstudie mehr darüber, wie DDA die Baylor Health Sciences Library verändert hat.
Wabash College - Laura Vogler
Das Wabash College ist eine kleine Einrichtung für den Kunstbereich mit etwa 880 Studierenden. Laura Vogler spielt seit mehr als 30 Jahren eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Bibliotheksbestände. Als Laura nach ihren jüngsten Erfahrungen mit der Umstellung von JSTORs DDA-Programm auf GOBI gefragt wurde, beschrieb sie diese als sehr einfach und weitgehend problemlos. „Wir nutzten GOBI bereits für die Erwerbung von E-Books, so dass der Wechsel von JSTOR zu GOBI sehr einfach war“, erklärte sie. Im April 2024 richtete sie zusammen mit ihrem GOBI-Ansprechpartner ein DDA-Profil ein, so dass ihre Bibliothek nur dann E-Books erwirbt, wenn bestimmte Bedingungen, wie z. B. mehrere Ansichten des Titels, erfüllt sind. „Der schwierigste Teil war die Einrichtung des Profils, aber selbst das war recht einfach. Es ging vor allem darum, sicherzustellen, dass wir keine Titel im Wert von mehr als 250 US-Dollar aktivieren, und das wurde von GOBI sehr gut umgesetzt.“
Eines der auffälligsten Merkmale für sie war die Sichtbarkeit der Titel im GOBI-Katalog. Sie erklärte, dass einige Verlage zwar Embargofristen für neue Titel verhängen – was bedeutet, dass sie für einen bestimmten Zeitraum nicht über DDA erhältlich sind –, sie die gewünschten Titel aber dennoch direkt über GOBI erwerben kann. Diese Flexibilität ermöglicht es der Bibliothek, auch bei Einschränkungen einen aktuellen und relevanten Bestand zu führen. Laura sagt: „Das ist kein Problem, denn wir können diese Titel bei Bedarf immer noch manuell über GOBI erwerben.“
Sie lobte vor allem die Flexibilität des Programms und sagte, dass die Möglichkeit, auf eine breite Palette von Titeln zuzugreifen, ohne dass eine Voraberwerbung erforderlich ist, es dem Wabash College ermöglicht hat, einen Bestand aufzubauen, der den tatsächlichen Bedürfnissen der Nutzer:innen entspricht.
Zusammenfassung
Ein DDA-Programm via GOBI hat sich für Einrichtungen wie dem Wabash College und die Baylor Health Sciences Library als äußerst positiv und hilfreich erwiesen. Durch die Erleichterung der Erwerbungsprozesse, die Senkung der Kosten und die Sicherstellung, dass die Bibliotheken nur die relevantesten Materialien erwerben, ermöglicht ein DDA-Programm den Bibliotheken, den Wert ihrer Bestände zu optimieren. Darüber hinaus zeigen die Erfahrungen der beiden Bibliothekarinnen, dass die Einrichtung, Verwaltung und Pflege eines DDA-Programms über GOBI sehr einfach ist und an die individuellen Bedürfnisse jeder Institution angepasst werden kann. Für Bibliotheken, die mit knappen Budgets und steigenden Nutzeranforderungen zu kämpfen haben, bietet DDA eine praktische, nutzungsorientierte Lösung für die Zukunft der Bestandsentwicklung.